Das Wort „Mensch“ und der Mensch

Über so manches nachdenken, kann nicht nur anstrengend, sondern auch interessant sein. Heute war mein Thema des Tages der Begriff „Mensch“ in unterschiedlichen Sprachen, wo der Begriff etymologisch herkommt und ob die Herkunft des Wortes und seine Bedeutung Einfluss auf die Menschen hat. Ich fand es super-spannend, was ich dabei herausgefunden habe und möchte es mir Euch teilen.

Im Sanskrit begegnen wir dem Begriff मानव“ (mānava), der sich von मनु“ (manu) ableitet, dem mythologischen ersten Menschen und Gesetzgeber. Manu, als Urvater der Menschheit in der vedischen Tradition, steht für Weisheit und moralische Führung. Das Suffix „-अव“ (-ava) fügt hinzu, dass „mānava“ wörtlich „Nachkomme von Manu“ oder „zu Menschheit gehörig“ bedeutet. Dies verdeutlicht, dass die vedische Tradition eine tiefe Verbindung zwischen Menschsein und geistiger oder moralischer Verantwortung sieht. Sanskrit gehört zur indo-iranischen Sprachgruppe und ist Grundlage für viele Völker auf dem indischen Subkontinent. 

Übrigens gehört in diesen Zusammenhang auch der Begriff „मनस“ (manas): Geist, Verstand, Denkvermögen. Ob er wohl was mit dem biblischen Manna zu tun hat? Jesus soll ja bis nach Indien gekommen sein…

Das griechische Wort „ἄνθρωπος“ (ánthrōpos) besagt, dass „ἄνθρωπος“ von „ἀναθρών ἂ ὄπωπε“ (anathrōn ha opōpe) kommt, was so viel bedeutet wie „derjenige, der das sieht, was oben ist“. Es bezeichnet also einen Menschen, der zum Göttlichen hinschaut und von dort Inspiration und Führung bekommt. Griechisch gehört zur Proto-Indo-europäischen Ursprache, auf die viele Sprachen Europas zurückgehen.

Obgleich auch das lateinische Wort „homo“ aus derselben Sprachfamilie kommt, haben sie sich eine komplett andere Bedeutung herausgesucht: *dʰǵh̥om-, *dǵhom- oder *dǵʰom- , was „Erde“ oder „Boden“ bedeutet. Das Wort „Humus“/human u.ä. geht auch darauf zurück. Der Homo hatte also ursprünglich eine Verbindung zur Erde oder zur Erdverbundenheit und gar nichts mit göttlicher Führung oder dergleichen an Hut. Auch das ungarische Wort „Ember“ hat diesen Ursprung sowie das rumänische „Om“. Übrigens gibt es auch Richtungen, die dem griechischen „ἄνθρωπος“ (ánthrōpos) dieselbe *dǵʰom-Wurzel zuordnen, womit der Grieche dann auch wieder weniger göttlich wird. Allerdings ist das hinsichtlich des Griechischen alles noch nicht so ganz geklärt.

Das deutsche/germanische Wort „Mensch“ stammt vom althochdeutschen „mennisco“ ab, das seinerseits vom germanischen „mann-“ (Mann, Mensch) abgeleitet ist. Es könnte also wieder auf das Sanskrit „man…ava“ zurückzuführen sein, was dann ebenfalls etwas mit Denken zu tun hätte. Auch die Begriffe in Skandinavien (z.b.  Människa) haben diesen Ursprung.  

Das türkische Wort „insan“ stammt aus dem Arabischen „إنسان“ (insān), das sich wiederum von der Wurzel „n-s-ʾ“ ableitet, was „vergessen“ bedeutet. In der islamischen Philosophie wird der Mensch oft als das vergessliche Wesen betrachtet, das an Gott erinnert werden muss.

Das Baskische lässt sich leider nicht ergründen, da die Sprache bis heute quasi unanalysierbar ist. Ebenso verhält es sich bei den finno-ugrischen Sprachen Finnisch, Estnisch, Sami, Mari usw., die ebenfalls etymologisch vermutlich auf eine Ur-Wurzel zurückführbar sind, aber nix genaues weiss man nicht, da die Sprachen zu komplex und unbekannt sind.

Interessant sind auch die slawischen Sprachen, zu denen bulgarisch, polnisch, russisch und einige Balkan-Sprachen zählen.  Das Wort человек (chelovek) kommt von dem alten slawischen Wort „čelověkъ“, das aus den Wurzeln „čel-“ (Kopf) und „-věk“ (Zeitalter, Leben) zusammengesetzt ist. Es könnte wörtlich als „Kopf des Lebens“ oder „lebendes Wesen“ interpretiert werden, weist also auf das bewusste, lebende Wesen und den Kopf als Sitz des Bewusstseins und Denkens hin. Es betont das bewusste, lebende Wesen und könnte eine tiefere Reflexion über das Leben und das individuelle Bewusstsein fördern

Indigene Sprachen verwenden das Wort Mensch oft auch als Bezeichnung ihres Volkes/Stammes (Hopi, Lakota, O’odham, Dine (US-Amerika), Tangata (Maori), Kanaka (Hawaii ), Yorta (Australien). Хүн Khün (Mongolei), Gikuyu (Kenya) u.a.  Die Tatsache, dass indigene Völker ihren Begriff für „Mensch“ als Selbstbezeichnung verwenden, ist in vielen Kulturen weltweit verbreitet. Diese Praxis reflektiert oft tiefgreifende kulturelle und spirituelle Werte und bietet Einblicke in die Identität, die sozialen Strukturen und die Weltanschauung der jeweiligen Gemeinschaften. Sie zeigt die Bedeutung von Sprache und Selbstbezeichnung für die Wahrnehmung und Darstellung der eigenen Identität und Kultur.

Sehr interessant ist auch das Chinesische, denn dort gibt es das Grundzeichen (rén), das für „Mensch“ steht und eine der ältesten Darstellungen im chinesischen Schriftzeichen-System ist. Es zeigt eine einfache, stilisierte Darstellung eines Menschen. Allerdings haben sich dort Abwandlungen verschiedener philosophier Richtungen ausgeprägt, die das Wort Mensch ausdrücken:

  • Im Konfuzianismus wird der Mensch als 理想er Mensch“ (idealischer Mensch) betrachtet, der seine moralischen Pflichten gegenüber der Familie, der Gesellschaft und dem Staat erfüllen sollte.
  • Der Daoismus betrachtet den Menschen als Teil des „Dao“ (, der Weg oder das Prinzip des Universums). Der Mensch wird gesehen als ein Wesen, das im Einklang mit der natürlichen Ordnung und dem kosmischen Prinzip leben sollte. Im Daoismus gibt es die Vorstellung von “ (wúwéi), was „Nicht-Handeln“ oder „Handeln durch Nicht-Handeln“ bedeutet. Es geht darum, im Einklang mit dem natürlichen Fluss des Lebens zu handeln, anstatt etwas durch bewusste Anstrengung zu erzwingen.
  • Der  Buddhismus, der ebenfalls eine bedeutende philosophische und religiöse Tradition in China ist, betrachtet den Menschen als ein Wesen, das in einem Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt gefangen ist. Ziel des Buddhismus ist es, Erleuchtung (觉悟, juéwù) zu erreichen und diesen Kreislauf durch spirituelle Praxis zu überwinden.

In diesem Zusammenhang ist auch das japanische Kombination erwähnenswert, die sich aus 「人」/Mensch) und 「間」(Zwischenraum)  ergibt 「人間」 (ningen), was wörtlich „Zwischen Menschen“ bedeutet und meiner Meinung nach deutlich macht, dass das Mensch-Sein nur eine Zwischenstation im wirklichen Sein ist.

Diese Vielfalt in der Betrachtung des Begriffs „Mensch“ zeigt eindrucksvoll, wie Sprache und Kultur die Wahrnehmung und das Verständnis des Menschseins prägen. Es bietet nicht nur wertvolle Einblicke in die menschliche Erfahrung, sondern regt auch zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und der universellen Natur des Menschseins an. Wenn man versteht, woher das Wort „Mensch“ in den verschiedenen Sprachen stammt und wie es in den Traditionen, Kulturen, Anschauungen und Perspektiven der Völker verwurzelt ist, erkennt man, dass viele Kulturen den Menschen als ein denkendes, spirituelles und naturverbundenes Wesen sehen. (Naja, wenn man mal vom Türkischen und Arabischen absieht, die den Menschen als vergesslich betrachten und auch den „Humus“-Menschen mal ein wenig an die Seite legen.) In der Mehrzahl der Kulturen wird der Mensch von der Bedeutung des Wortes her als ein Wesen wahrgenommen, das nach höherem Bewusstsein strebt und eine tiefe Verbindung zur Natur und dem Göttlichen sucht, im Einklang mit der natürlichen Ordnung und dem kosmischen Prinzip und im natürlichen Fluss des Lebens.

Vielleicht sollten wir uns alle immer wieder einmal daran erinnern.

Und ja, ich habe auch die KI ausgequetscht für diesen Artikel, aber auch andere Quellen zu Rate gezogen.
Bild: Freepik. Auch KI-generiert.