Kontaktbeschränkt mich nicht!

Räumliche oder soziale Distanz und Kontaktbeschränkung, was ist eigentlich was? Diese Frage stellte jüngst ein Freund in einem Telefonat. Und erst dieser Schubs brachte mich dazu, einmal darüber nachzudenken, was denn nun der Unterscheid zwischen räumlicher und sozialer Distanz und Kontaktbeschränkung ist. Unreflektiert hatte ich – wie wahrscheinlich sehr viele – die Bezeichnung einfach übernommen und angewandt.

Erst durch diese kurze Frage wurde mir bewusst, was wir da in unser Leben holen, indem wir ungefragt dieses „soziale Kontaktbeschränkung“ nachplappern. Ich will meine sozialen Kontakte gar nicht beschränken. Ich brauche sie. Der Mensch ist ein soziales Wesen – ein Rudeltier, behaupten manche Bio- und Zoologen – wie kann man dem die „soziale Komponente“ nehmen wollen. Der Mensch ist nun einmal kein Einzelgänger, sondern kann sich erst in seinem „sozialen Umfeld“ vollständig entfalten, frei und sicher, menschlich fühlen. Und das soll ich einschränken lassen oder mich gar von meinen sozialen Kontakten distanzieren? Fällt mir gar nicht ein!

Anders ist die Frage nach einer „räumlichen Distanz“. Die bin ich ja gern bereit zu halten, habe ich immer gehalten, wenn ich eine ansteckende Krankheit hatte und/oder weder mich noch andere infizieren wollte. Je nach Krankheit war diese „räumliche Distanz“ grösser oder kleiner. Mitunter verzichtet man nur aufs Händeschütteln, mitunter auch auf den Begrüßungskuss und mitunter bleibt man auf gebührendem Abstand voneinander stehen und ggf. sogar für eine Zeit zu Hause … das ist prima und daran gibt es in meinen Augen auch nichts zu rütteln oder zu diskutieren.

Wenn man das weiterdenkt, dann stellt man auch sehr schnell fest, dass „räumlicher Abstand“ sehr schnell wieder aufgehoben werden kann, und ich kann mich jederzeit der anderen Person wieder nähern, räumlich, körperlich, direkt und sofort. Bin ich jedoch auf „soziale Distanz“ gegangen – wie soll ich dann dem anderen wieder verständlich machen, dass ersie jetzt wieder für mich als sozialer Kontakt betrachtet wird, nachdem ich sie Monate oder Jahre nicht als solchen betrachtet habe (der soziale Kontakt ist doch nicht doof, der merkt das doch).

„Kontaktbeschränkung“ ist genauso ein merkwürdiges Wort. Wieso sollte ich meine Kontakte beschränken? Wen soll ich aussortieren und wen nicht? Zwischen wem muss ich mich entscheiden? Wer blutsverwandt ist oder nicht? Nach dem Zeitpunkt, wann ich jemanden mal kennengelernt habe? Nach der Menge der Zeit, die ich mit einem jeweiligen Kontakt verbracht habe? Wer mir einfach lieber ist oder nicht?  So nach dem Motto:  Hey Du – Du bist mir nicht mehr so lieb wie derdie da. Derdie ist mir jetzt mehr wert. Du bist nur noch zweite, dritte, vierte oder gar keine Liga mehr …   Und hinterher, wenn die „Kontaktbeschränkung“ wieder aufgehoben wird, komme ich dann angegackert und sage was? – Ach naja, war nicht so gemeint! Du weisst doch, wie’s ist. Jetzt hab ich Dich aber wieder lieb! – bis zur nächsten sozialen Distanz? Darüber soll derdie sich dann freuen und mir vertrauen. Tolle Option!

Worte und Beschreibungen sind wichtig!!!! Sie manifestieren sich nämlich in unserem Kopf, unserer Denke und damit in unserem Leben. Schon in der Bibel heißt es: Zuerst war das Wort. Das Wort, das gesprochen wurde, manifestierte die Welt. Der Schöpfer hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen – das beinhaltet auch die Kreativität und die Kraft und Möglichkeit, etwas zu erschaffen, wenn auch nicht gleich ganze bevölkerte Planeten. Wollen wir wirklich die „soziale Distanzierung“ in unser Leben bringen und halten? 

Kein Wunder, dass bei diesen Begriffen, die ständig um uns herumschwirren, der Mensch anfängt, seine Kontakt auszusortieren: Du da – Du denkst anders als ich. Weg mir Dir. Idiot. Du gehörst nicht mehr zu mir. Mit Dir setze ich mich nicht mehr an einen Tisch. Der, der so denkt, wie ich – der darf bleiben. – Da schaffen wir uns ja ein prima Klima, um in Zukunft innovativ und kreativ etwas miteinander erreichen oder erschaffen zu können, wenn wir andere Ideen und Beiträge schon von vorneherein aus unserem Leben ausgeschlossen haben.

Von daher habe ich mir vorgenommen, in Zukunft genau darauf zu achten, wie ich diese „Aktivität mit dem Abstand“ in Zukunft bezeichne und damit auch innerlich in meinem Herzen betrachte: denn ich will gerne RÄUMLICHEN ABSTAND halten, wenn und wann immer es nötig ist, um damit die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, so wie ich es stets bei ansteckenden Krankheiten jeglicher Art getan habe – aber SOZIALEN ABSTAND?: Nein, den will ich nicht halten und diesen Begriff gibt es ab heute in meinem Wortschatz genausowenig wie „Kontaktbeschränkung“, denn dafür sind mir alle die, die in meinem Leben als Familie, Freunde und Bekannte sind, meine „Sozialen Kontakte“ viel zu wichtig.

An Euch alle die Bitte : Haltet räumlichen Abstand, derzeit zumindest und immer, wenn nötig – ABER: Geht nicht auf Soziale Distanz zu mir! Kontaktbeschränkt mich nicht! Nervt mich, ruft mich an, schreibt mir und trefft Euch wieder mit mir, sobald es geht!