2020: Die Welt steht still

Es ist ein ausgesprochen seltsames Jahr, dieses 2020. Ein klitzekleines Virus versetzte das gesamte Raumschiff Erde in Aufregung, Angst, Schrecken und katapultierte die Menschheit direkt in DEN Katastrophen-Notfall, den sich selbst die Experten ausgefeilter nicht hätten vorstellen können.

Die Welt steht still: STASE! (Kommt als Terminus übrigens aus der Medizin und bezeichnet laut Wikipedia den Stau einer ansonsten bewegten Körperflüssigkeit oder eines Inhaltsstoffes von Hohlorganen. In diesem Sinne hat diese durch staatliche Restriktionen herbeigeführte Stase die Wirtschaft, das soziale Leben, die Interaktionen und zwischenmenschliche Beziehungen – wenn wir dies mal als die Körperflüssigkeiten von Mutter Erde sehen wollen – gestaut. Über dieses „Inhaltsstoffe von Hohlorganen“ will ich mich hier nicht auslassen – das möge jeder in seinem eigenen Kopfkino spielen.

Wir immer, wenn etwas gestaut wird, wird es ja nicht automatisch stiller und ruhiger. Denn es wird ja ein Druck ausgeübt, der Stresserscheinungen im gestauten Material hervorruft.

Der Homo Sapiens Sapiens (anders als die restliche Fauna, der das Virus ziemlich an der Peripherie vorbeigeht) agiert, obwohl man ihm Rationalität und Denkvermögen nachsagt, in den tiefsten Tiefen seines physikalischen Körpers wie jeder andere physikalische Körper auch: wird er zwangsweise gestaut, entwickeln sich physikalische Kräfte. (Wir wissen alle, welche Kräfte Wasser entwickeln kann, wenn es nur lange genug an einer Mauer gestaut wird … und der Mensch besteht schließlich zu 80% aus Wasser. Mal so als unpassender Vergleich am Rande!) Entweder das Material wird unter Zwang und Druck gebrochen und das Ding geht kaputt, wird in irgendeine Richtung verbogen oder wird heiss oder ähnliches  – oder aber der Stoff, aus dem die Träume sind, sucht sich einen Ausweg, läuft über oder bricht sich Bahn, hin zu einem stressfreien Normalzustand.

Wir als Homo Sapiens Sapiens versuchen diesen Druck oder Stress nun rational zu erfassen, zu bedenken, zu akzeptieren und damit zu leben. Und wie die Ratios nun einmal so sind – nämlich nicht gleichgeschaltet – denkt jede etwas anderes basierend auf ihrer individuellen Erfahrung, ihrer individuellen Lernkurve und ihres individuellen Wissens, Halb-,  Viertel- oder Garnichtswissens. Gleichzeitig baut sich von außen ein physikalischer Stau-Druck auf: Todesangst und Existenzangst – die grundsätzlich größten Ängste eines Menschen, die so gut wie nicht zu kompensieren sind. Diesen fühlt man vor allem im Magen und mit jedem neuen Angstbonbon wird er noch stärker.

Was passiert? Die eine Ratio des  Homo Sapiens Sapiens gibt auf, verkriecht sich dort, wo sie meint, dass es sicher ist und schwört sich, diesen Platz erst wieder zu verlassen, wenn die Welt sich wieder zurückgedreht hat zu ihrem Ausgangspunkt und somit für diese Ratio erträglich wird, da sie ihre Ängste wieder rational im Zaum halten und kontrollieren kann. 

Die andere Ratio sucht einen Ausweg. Bei z.B. 40 Millionen Einwohnern mit dieser Ratio sind das auch 40 Millionen Ratios, die – wie wir gesehen haben – im schlimmsten Fall mit Wucht aufeinanderprallen. Agitiert und aggressiv durch den Staudruck, wird die Bereitschaft, sich zu arrangieren, immer geringer. Zudem: die 80% Wasser in uns suchen einen Fluchtweg. Überlaufen ist nicht möglich, denn die Grenzen sind dicht – und überhaupt, wir sind auf einem Raumschiff, das mit über 2 Millionen km/h durch das schwarze Nichts rast, alle Parameter eingerechnet –, und wir können nirgendwo hin – außer …. siehe Ratio oben mit dem Verkriechen.

Ein elender Kreislauf ist das, denn er ist aussichtslos, da es keinen Ausweg gibt. Weder für den einen noch für den anderen. Dies erzeugt noch mehr Druck als der Grund des Druckes selbst. Wieder wird ein Teil dieser Ratios aufgeben (siehe Verkriechen), aber ein ziemlich großer Prozentsatz wird diesen Druck nicht in Ängste umwandeln, sondern in Ärger, Wut und Aggression. Sie werden sich mit allen Gründen, die sie rational bedenken können, gegen den bestehenden Druck wenden, die Mauer zum Einsturz zu bringen versuchen, um so dem Druck zu entkommen und wieder frei fließen zu können, um mal bei unserem Beispiel vom Wasser und der Staumauer zu bleiben. Wobei sich diese wütende Aggression gegen alles wenden kann, angefangen vom Virus bis zum anderen Ratio-Nachbarn.

Über Sinn und Sinnlosigkeit ihres Handels denken die Ratios aller Versionen nicht nach. Sie wägen nicht ab, sie sind in ihren Denkprozessen gefangen, die ihnen in ihrer momentanen Situation das geben, was sie sich am sehnlichsten wünschen: Sicherheit  – mit einer Aussicht auf Leben! Und in ihrer jeweiligen Ultima-ratio-Überzeugung sind sie auch nicht gewillt, der anderen Seite überhaupt noch zuzuhören oder sich mit deren Argumenten auseinanderzusetzen. Zu gegensätzlich sind die Positionen: der andere muss ein Idiot sein, mit beliebig zu wählender Vorsilbe.

Und spätestens jetzt hat Homo Sapiens Sapiens den Point-of-no-Ratio erreicht. Angst essen anscheinend nicht nur Seele auf.

Aber, vielleicht gibt es ja irgendwo noch ein gallisches Dorf für den Homo futuris futurum … denn irgendwie muss es ja harmonisch und im Einklang mit der Natur und allen Lebewesen, die auf diesem Raumschiff Erde mit durchs All rasen, weitergehen. Lasst uns doch einmal darüber nachdenken!