Die Ente auf dem Cover hatte durchaus etwas Niedliches. Sie erinnerte mich an meine Badewannenkindheit. Wie würde sich das wohl mit einem umweltkritischen Thema verbinden? Ich war neugierig.
Durch die ersten dreissig Seiten musste ich mich echt durchbeissen. Keine einzige wörtliche Rede. Beschreibungen, Beschreibungen, Beschreibungen. Dann jedoch packte mich die Erzählung.
Die ländliche, beinahe hintergestrige, Idylle einer Dorfgemeinschaft wird brutal attackiert mit Bulldozern, Baukränen, Zementmischern, Lastwagen, die alle nur ein Ziel haben: das Bucheichental zur Gänze zur zerstören und mittels der Errichtung einer Talsperre zu fluten. Die Anwohner reagieren unterschiedlich. Von Amokläufern bis zu sturen, ausharrenden Ignoranten ist alles vorhanden.
In wortgewandten Beschreibungen zieht uns der Autor in eine Welt, in der sich jeder dem sogenannten Gemeinwohl, hier in Form des Staudamms einherkommend, unterordnet. Eine Dorfgemeinschaft zerbricht. Das Misstrauen hält Einzug. Jeder Widerstand ist zwecklos. Was auch immer sich die Dorfbewohner einfallen lassen, die Obrigkeit unterstützt die Eindringlinge.
Es ist ein Buch, das nachdenklich macht. Wenn ich mir statt des Dorfes die Welt vorstelle, statt des Staudamms die heutige Gnadenlosigkeit, mit der über Mensch und Natur hinweggegangen wird zum Wohle von Unternehmen und Profiten, dann … ja dann finde ich mich zu meinem Erschrecken in der Welt wieder, in der wir wirklich leben. Thomas Pregel hat es gekonnt in Szene gesetzt.
Im Nachhinein finde ich es bewunderswert, dass der Autor diese Intensität schaffen konnte, ohne die Protagonisten sprechen zu lassen. Die Beschreibungen sind so detailverliebt, dass man glaubt dortgewesen zu sein, es miterlebt zu haben und am Ende wie die Dorfbewohner verzweifelt feststellt, dass es gegen den zerstörerischen Kommerz keine andere Waffe gibt als den Wahnsinn.
Und die Ente? Nun, die paddelt jetzt hoffentlich auf dem Stausee als Zeichen, dass die Natur am Ende auch dann noch überlebt, wenn alles menschliche längst ertrunken ist.