Surreal und bizzarr – vom Feinsten

Eine Dystopische Novelle „Angriff der Maismenschen“ hat man mir mit der Bemerkung „Satire!“ auf der letzten Leipziger Buchmesse in die Hand gedrückt. Und für sowas habe ich einen Faible.  „Finger weg von Männern. Die sind gefährlich!“ hat mir der Autor als Widmung ins Buch geschrieben.

Dieser Mais ist wirklich kein Zartgemüse aus der Dose. Puh! Wow! – Abgesehen einmal davon, dass man schnell mitkriegt, dass das Hauptthema des Buches Genmanipulationen an Nutzpflanzen ist, war das erste Drittel doch ganz schön böse … wenn Männern mit Männer und das bacchialisch brutal. Das muss man erstmal schlucken.  Aber der Autor hatte ein Einsehen. Nach “Schock und Au” beendet er das erste Kapital mit einem schwarz-weissen Blick ins Maisfeld. In den nächsten Kapiteln geht es dann weniger um die sexuellen Details der Auswüchse dieser genetischen Vergiftung  – deshalb wird es aber nicht minder surreal.

Es kommt, wie es kommen muss. Nachdem die Männlichkeit über Jahre hinaus dem tödlich  wuchernden Trieb der Maismänner keinen Einhalt gebieten kann, treibt es die Damen auf den Plan. Die noch nicht maisgenetisch Befallenen halten diese nunmehr in Reservaten, und ansonsten versuchen sie den PMG63B verseuchten Teil des Planeten wieder in den Griff zu kriegen. Mit Betäubungsgewehren erlegen sie die noch verwendbaren Exemplare männlichen Geschlechtstriebs, und tragen sie aus den Mais-Gefahrenzonen bis …. Bizarr? Es kommt noch besser. Aber das lest dann doch selbst, denn sonst verrate ich zuviel von der Novelle.

Der Einband des Taschenbuches ist etwas seltsam. Vorne drauf schwebt ein nackter Mann auf einem M  in einem hellblauen Strahlenkranz – sieht aus wie ein gefallener Engel von einem Gemälde von Annadazumals – so ganz unmaisisch. Also gekauft hätte ich das Buch mit diesem Cover nicht, ehrlich gesagt. Trotz des Titels, der wiederum ansprechend ist.

Innendrin ist es im lange Längen besser als das was das Cover verspricht. Autor Thomas Pregel schöpft aus dem Vollen seiner Sprachgewalt. Nuancierte Formulierungen, hart wo nötig und fein zurückhaltend wenn erforderlich.  Alles in allem: Ich habe es mit Wonne genossen und in einem Rutsch durchgelesen  –  trotz Umschlags.